English versionPlautdietsche Version Von Dietrich Tissen und Nikolaj Tissen
• Links  •  E-Mail 

zuletzt bearbeitet
26.02.2005

Druck
version

Cornelius F. Klassen

von Dietrich Tissen


Bild Copyright © Canadian
Mennonite Encyclopedia Online

Cornelius Klassen Cornelius Franz Klassen  (3. August 1894 - 8. Mai 1954) war der älteste von 13 Kindern des Ehepaars Franz F. Klassen (1870-1924) und Justine Wiebe (1874-1933), die aus Lichtenfelde bzw. Landkrone, Molotschna stammten. Franz F. Klassen gründete 1900  in Donskoje einen Laden, den er bis 1918 führte. Sein Vater Franz Klassen, also der Großvater von Cornelius F. Klassen, war einer der ersten Ansiedler in Pleschanowo und führte dort erfolgreich einen eigenen Laden. Ich konnte nicht klären ob Cornelius F. Klassen in Neu Samara geboren ist. Wahrscheinlich ist er in Pleschanowo geboren worden, als sein Vater noch dort lebte und keinen eigenen Laden hatte.

Cornelius F. Klassen verbrachte seine ersten Schuljahre auf der Dorfschule in Donkoj. 1907 bis 1910 besuchte er die Zentralschule in Karassan, Krim. 1913-1914 studierte er Erziehungswissenschaften bei A.Tschirjajew in St. Petersburg und arbeitete danach ein Jahr als Privatlehrer. Sein Vorhaben Medizin zu studieren wurde durch den Krieg verhindert: er musste Militärdienst ableisten. Er entschied sich  für den Forstdienst , den er (1915-1917) auf einer Forstei in Südrussland verbrachte.
 
1917 wurde er von seinen Kollegen in der Forstei als Vertreter bei dem All-Mennonitischen Kongress zuerst in Orloff und später in Halbstadt gewählt. Er und Peter Fröse wurden von dem Kongress entsandt um über die Freilassung der in  einem Gefängnis in Moskau von der Kerenski-Regierung gehaltenen Mennoniten zu verhandeln.

1918 bis 1919 war er Vertreter der Siedlungen von Neu Samara und Orenburg sowohl in  Moskau als auch in der Baschkirischen Republik. 1920 wurde er wieder als Abgeordnter der Mennoniten  von Ostrussland und Sibirien gewählt. Er half A.J. Miller bei den Verhandlungen mit der Sowietregierung über die Hilfslieferungen an russlanddeutsche Mennoniten. Diese Verhandlungen führten zur Gründung des Amerikanischen Mennonitischen Hilfswerk AMR ( American Mennonite Relief  , Relief heißt auf Deutsch Unterstützung, Hilfe). In den Jahren 1921 bis 1923 war Cornelius Franz Klassen aktiv an diesem Programm beteiligt. Auch die Einwohner von Neu Samara haben damals Hilfe im Rahmen AMR-Programms  bekommen.

Danach war er 1923 an der Gründung des AMLV ( Allrussischer Mennonitischer Landwirschaftlicher Verein ) beteiligt, dessen Vizepräsident er wurde. Da die Mennonitische Kirchenkonferenz von den Sowiets unterdrückt wurde, ist AMLV zur wichtigsten Vertretung der Mennoniten in Russland geworden. Im Rahmen seiner Arbeit bei dem AMLV hat er zwischen 1923 und 1928 vielen bei der Ausreise nach Kanada geholfen. 1928 ist Cornelius F. Klassen selbst nach Kanada ausgewandert. In Kanada half er bei der Sammlung der Gelder für die Abbezahlung der Schulden, die die Emmigranten bei ihrer Ausreise bei der Canadian Pacific Railroad aufgenommen hatten. In Kanada hat er sich weiterhin in mehreren mennonitischen Organisationen engagiert. Seit 1944 war er Mitglied des MCC ( Mennonite Central Commettee) und seit 1946 saß er in dessen Vorstand.

Seine grösste Leistung war seine Arbeit als europäischer Abgesandter für Flüchlingshilfe und Umsiedlung des MCC in Europa von Dezember 1945 bis zu seinem Tod 1954. Während des letzten Jahres in dieser Tätigkeit war er auch der Generaldirektor des MCC in Europa. Durch seine Erfolge  beim Verhandeln mit Regierungsbeamten und internationalen Organisationen (UNO, IRO, usw) für Ausreiseerlaubnisse und Transportgelegenheiten ermöglichte er die Emmigration von über 10000 russlanddeutschen sowie mehreren 1000 galizischen und westpreussischen mennonitischen Flüchtlingen nach Kanada, Paraguay und Uruguay. Z.B. mietete er bei der Holland-Amerika-Linie ein Schiff, welches die Flüchtlinge nach Südamerika brachte. Für seine Arbeit reiste er ständig von einem Flüchtlingslager zum nächsten, flog oft nach Washington und Ottawa. Von den Flüchtlingen, denen er mit Rat und Tat zur Seite stand, wurde er "Onkel Klassen" oder sogar "Vater" genannt.

Er bemühte sich auch um Flüchtlinge die in Deutschland blieben. So war er der Gründer und Leiter des Umsiedlungswohnungsprogramms für mennonitische Flüchtlinge aus Westpreussen in Niederbiber, Espelkamp, Backnang, Enkenbach und Wedel. Er war auch der Mitbegründer der Altersheime in Leutesdorf, Enkebach und Pinneberg. Während der schwierigen Nachkriegszeit in Europa agierte C.F.Klassen als Ratgeber und Helfer bei der Wiederbelebung des mennonitischen kirchlichen Lebens.

Auf der Fahrt zu einem Flüchtlingslager in Gronau am 8. Mai 1954 hat er einen Herzanfall erlitten. Er wurde sofort ins Krankenhaus gebracht wo er starb. Es gibt zwei Bücher über C.F.Klassen: "He is Able" von H.F.Klassen 1978 und "Ambassador to His People" von seinem Sohn Herbert Klassen und dessen Ehefrau Maureen 1990.

Benutzte Quellen: "Neu Samara am Tock" und Canadian Mennonite Encyclopedia Online